Bachelor der Woche: Biotechnologie in Mittweida

Das altgriechische Wort Techne vereint die Kategorien Technik und Kunst. Und tatsächlich ist es eine Kunstfertigkeit mit technischen Methoden biologische Systeme verstehen zu lernen, zu steuern und nutzbar zu machen. Biotechnologen sind solche Künstler.
Biotechnologie hat vielfältige Anwendungsgebiete
Noch vor wenigen Jahren wurde in China Beifuß in riesigen Plantagen angebaut, um aus den Wurzeln der Pflanzen einen Wirkstoff gegen Malaria zu gewinnen. Heute kann dieser Wirkstoff industriell von Bakterien produziert werden. Mit Hilfe der synthetischen Biotechnologie, einem aktuellem Forschungsgebiet, wurden die Stoffwechselwege des Beifußes auf Bakterien übertragen. Bakterien und andere Mikroorganismen können Altöl und andere umweltschädliche Stoffe abbauen und in ungefährliche Stoffe umwandeln. Ein Verfahren, das als Bioremediation oder biologische Sanierung bekannt ist. Beim Bioleaching werden Mikroorganismen, aber auch Pflanzen, dazu verwendet, immer knapper werdende Schwermetalle wie Kupfer aus sogenannten „Armerzen“, also Erzen mit geringem Metallgehalt, herauszulösen. Dieser Prozess ist umweltschonender als andere Methoden. Heute werden weltweit rund ein Viertel des Kupfers und über zehn Prozent des Goldes mit biotechnologischen Verfahren gewonnen. In einem weiteren Anwendungsfeld, der Biosensorik, werden mit Hilfe von Enzymen oder anderen bakteriellen Bestandteilen z.B. Blutzuckerwerte oder das Vorkommen von Antikörpern im Blut bestimmt.
Der Ursprung liegt in der Krebsforschung
„Die Mehrheit unserer Studenten beginnt das Studium der Biotechnologie um danach in der Krebsforschung zu arbeiten. Der Antrieb ist leider meist auf das Auftreten der Krankheit in der eigenen Familie oder im persönlichen Umfeld zurückzuführen“ so Röbbe Wünschiers, Professor für Biochemie & Molekularbiologie sowie Studiendekan des Studiengangs Biotechnologie an der Hochschule Mittweida. In der Tat ist die Krebsforschung eines der größten Anwendungsgebiete der Biotechnologie. Doch es ist noch viel mehr als das: Der Kampf gegen den Krebs war maßgeblich an der Entwicklung der Biotechnologie wie wir sie heute kennen und einsetzen beteiligt.
Biotechnologie studieren
Wer sich nun für ein Studium der Biotechnologie interessiert, dem sei gesagt, dass
Biotechnologie weit mehr ist als Krebsforschung und Gentechnik. Eine Frage aus der
letzten Klausur unserer Studenten lautete „Nennen Sie die Teilbereiche der Biotechnologie und deren Farben“. Farben? In der Tat ist das Spektrum der Biotechnologie so breit wie das der Farben:
- grüne Biotechnologie (Pflanzenbiotechnologie)
- gelbe Biotechnologie (Lebensmittelbiotechnologie)
- rote Biotechnologie (Medizinische Biotechnologie)
- weiße Biotechnologie (Industrielle Produktion)
- graue Biotechnologie (Umweltbiotechnologie)
- blaue Biotechnologie (Marinebiotechnologie)
Das Biotechnologie Studium an der Hochschule Mittweida vermittelt die Grundlagen für alle diese Bereiche. Eine naturwissenschaftliche Grundausbildung in den Fächern Mathematik, Physik und Chemie gehört genauso dazu, wie die vielen Praktika im Labor oder am PC. Durch die Kombination mit der Bioinformatik stehen zudem Programmierung mit Java, der Umgang mit biologischen Algorithmen oder Biodatenbanken, diskrete Mathematik und Biosimulation/Biovisualisierung auf dem Lehrplan. Das Studium ist so aufgebaut, dass vermitteltes Wissen aufeinander aufbaut und fächerübergreifend zur Anwendung gebracht werden kann.
Praxis für einen abwechslungsreichen Studienalltag
„Wo an einer Universität im Laborpraktikum 100 Studenten auf einen Dozenten und zwei studentische Hilfskräfte kommen, finden sich in Mittweida kleine Gruppen mit vier Personen pro Dozent. Dadurch ist eine intensive Betreuung möglich und jeder Student kann den Versuch eigenständig durchführen. Auch die Seminargruppen bestehen nie aus mehr als 30 Personen und jeder Student hat persönlichen Kontakt zu den Dozenten und Professoren.“ beschreibt Prof. Wünschiers die Studienbedingungen in Mittweida. “Darüber hinaus sind wir als familienfreundliche Hochschule engagiert jungen Familien ein Studium zu ermöglichen – unser jüngster Gasthörer, Linus, ist gerade 1 Jahr alt geworden”, so Professor Wünschiers weiter. Für die Praxisausbildung in Bioverfahrenstechnik besteht eine Kooperation mit dem Helmholtzzentrum für Umweltforschung in Leipzig, wo sich die Mittweidaer Studenten mit der großtechnischen Anwendung der Biotechnologie praktisch auseinandersetzen können. Auch für Forschungsarbeiten, das 12-wöchige Praktikum und Abschlussarbeiten sind gute Kontakte zu Industrie und Unternehmen vorhanden. Wer im Bachelorstudiengang Biotechnologie auf den Geschmack gekommen ist und sich weiter qualifizieren möchte, kann den Master Molekularbiologie/Bioinformatik anschließen. Darin werden die Kunstfertigkeiten auf den Gebieten der Gentechnik, Systembiologie und Synthetischen Biologie weiter vertieft.
Alle Info’s zum Studiengang findest du hier: www.studiere-biotechnologie.de.
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Die Hochschule Mittweida steht für ein praxisnahes Studium & ideale Studienbedingungen. Der Campus im Herzen der Hochschulstadt, kurze Wege, kleine Studiengruppen, individuelle Betreuung und moderne Ausstattung sorgen dafür, dass sich Studieren und Forschen auch nach eigenen Interessen und Begabungen gestalten lassen. Die zahlreichen internationalen Kooperationen ermöglichen den Studierenden, Auslandserfahrung zu sammeln, ohne dadurch die Regelstudienzeit zu überschreiten.
Hier gibt es alle Infos zur Hochschule Mittweida: www.hs-mittweida.de
Foto: Hochschule Mittweida